Viel Zank und Gezeter gibt es über das Ausmass finanzieller Hilfen an schwächelnde Mitglieder der europäischen Union. Wenig nachvollziehbar. Denn jährlich wird ein gewaltiger
gesamtwirtschaftlicher Schaden in Kauf genommen, der sich europaweit bereits auf über 100 Milliarden Euro belaufen dürfte. Pro Jahr versteht sich. Damit liesse sich viel
sanieren.
Die Rede ist vom Phänomen Mobbing. Haifisch-Kapitalismus und Cyber-Space erweisen sich hier als unselige Allianz.
Bereits im Jahr 2001 bezifferte das europäische Parlament den durch Mobbing alleine für Deutschland entstehenden Gesamtschaden auf 15 bis 50 Milliarden Euro.
Pro Jahr versteht sich. Die Weite des Korridors lässt darauf schliessen, dass es an hinreichend genauen Erfassungsmethoden und Statistiken mangelt. Und das Ausmass der Dunkelziffer ist
beachtlich. Denn viele Opfer scheuen die Konfrontation und die Auseinandersetzung mit dem Thema Mobbing.
Im Jahr 2001 befanden wir uns noch mitten in der Detonation der ersten Internet-Blase. New Economy stand auf dem Prüfstand. Finanzkrisen und Länderkrisen des Jahres 2008 waren noch nicht in
Sicht. Bereits durch die rasante Entwicklung des Internet in der Zeit bis 2015 dürften sich die damaligen Schadensbeträge bereits vervielfacht haben.
Die Folgen des Mobbing am Arbeitsplatz werden teuer bezahlt:
- von den Unternehmen durch höhere Transaktionskosten und entgehende Profite
- von der öffentlichen Verwaltung durch mangelnde Leistungsfähigkeit
- von den Arbeitnehmern durch psychische und physische Schäden und
- von der Gesellschaft durch höhere Krankheitskosten, Frühverrentung und ein miserables soziales Klima.
Im Jahr 2002 gab es in Norwegen, Schweden, Deutschland und der Schweiz mehrere Studien zu diesem Thema. Wesentlich mehr als unterstützende Broschüren und eine Vielzahl von mehr oder minder
sinnhaften Hilfsangeboten im Internet kam dabei nicht heraus. Als Lösungsansatz kann man das nicht wirklich bezeichnen. Vor allem wird Mobbing nicht als das vergegenwärtigt, was es ist: ein
Straftatbestand mit Breitenwirkung.
1997 kam der Deutsche Bundestag in einem Petitionsverfahren (175. Sitzung des Ausschusses) zu dem Ergebnis, dass der Arbeitnehmer durch Grundgesetz, Betriebsverfassungsgesetz und die vorhandenen
strafrechtlichen Normen zu Körperverletzung, Nötigung und Beleidigung hinreichend geschützt sei. Aber zu dieser Zeit wurde auch Steuerhinterziehung noch vielfach als Kavaliersdelikt aufgefasst.
Good Morning, Europe. Es ist Zeit aufzuwachen und leeres politisches Palaver durch Massnahmen zu ersetzen, die uns sozial und finanziell nach vorne bringen. Länder wie Frankreich und England
haben wenigstens den Klingelton schon vernommen.
Wenn Schutz- und Präventionsmaßnahmen nicht ergriffen werden oder versagen, wenn Selbstverpflichtungen von Unternehmen und Verwaltung zu leeren Worthülsen degenerieren, gewinnt die Aufrüstung des
eigenen Methodenkoffers an Bedeutung.
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